Papa. Heute ist es ein Jahr. Ein Jahr ohne dich. Ohne dich? Das hört sich immer noch nicht richtig an. Papa, du fehlst. Und ich kann nicht sagen, dass es einfacher wird, denn je länger du fehlst desto länger fehlst du eben.
Ich denk an Dich. Und ich weiß noch ganz genau, wie sich eine deiner Umarmungen anfühlt, wie dein After Shave roch und ich erinner mich an deine kahle Stelle am Kopf, die sich irgendwie immer wie weiches Leder angefühlt hat. Es ist gut, dass ich das nicht vergesse. Und doch fehlst du mir so wahnsinnig. Deine großen Hände, der Moment wenn du die Gitarre gepackt hast und einfach anfingst zu spielen und zu singen. Deine grauen Haare, dein freundlicher Blick, deine guten Ratschläge, dein Engagement für die, die dich brauchten, dein gutes Herz. Deine Fotografien, dein Wortwitz, dein wahnsinniges Allgemeinwissen, mit dem du mir so oft die Welt erklärt hast. Deine weise Art, für Sicherheit zu sorgen. Es fehlt so viel von dir. Und doch ist es als wärst du hier. Denn du hast wichtige Spuren hinterlassen. Wo du warst bist du auf eine Weise noch immer. In unseren Gedanken, in unseren Herzen und in all den wunderbaren Dingen, die du einst berührt und ihnen Leben eingehaucht hast. Weißt du, was wir in diesem Jahr alles erlebt haben? Es war so unfassbar viel. So viel Schönes wurde uns geschenkt, obwohl es auch immernoch weh tut, das ohne dich zu erleben. Und trotzdem bin ich dankbar für jeden einzelnen Moment. Man sagt ja, Zeit heilt alle Wunden. Ich weiß nicht ob das stimmt. Aber man gewöhnt sich an den Schmerz und manchmal schafft man es, ihn in Kraft zu verwandeln. Ich glaube daran, dass du von all dem weißt. Ich weiß, dass du dabei bist. In all den Momenten. Denn manchmal sendest du diese kleinen Zeichen, die nur wir verstehen können. Wenn ich dann meine Augen schließe, fühl ich mich dir ganz nah. Danke, dass ich bei dir immer groß und klein zugleich sein durfte. Danke für all die Tränen, die du getrocknet hast und Danke fürs Lachen. Danke für die kleinen Gesten. Für die Briefe und die Karten, die mich immer daran erinnern dass unsere Verbindung etwas ganz Besonderes ist. Danke, dass du nie aufgehört hast mir deine kreativen Kosenamen zu geben. Danke für deine bedingungslose Liebe. Du kennst mich besser als ich mich selbst kenne. Und doch hast du mir immer die Freiheit gelassen, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Es gibt keinen Mensch wie dich. Du bist und bleibst der wunderbarste Papa, den Gott mir hätte schenken können. Ich hoffe du weißt das. Du hast mir im Leben so viel beigebracht und ohne deine Bilder hätte ich wohl nie eine Kamera in die Hand genommen. Selbst jetzt erinnere ich mich daran, egal was ich tue. Denn du hast mir beigebracht, dass man nicht perfekt sein muss um perfekt zu sein. Du hast mir Kreativität vorgelebt und mich selbst so viele Male inspiriert.
Und vor allem im schmerzhaftesten Verlust meines Lebens hast du mich eines gelehrt: Die Liebe stirbt nicht. Sie bleibt. Sie macht auf wundersame Weise, dass du wieder aufstehst. Und wenn man seine Teile langsam aufgelesen und wieder zusammengeflickt hat, dann versteht man diese Worte über das unsichtbare Band und die Geschichten darüber, dass unsere Lieben im Himmel uns begleiten. Dann fühlst du dass das stimmt. Wenn der Schmerz sich in Dankbarkeit wandelt dann erkennt das Herz:
Du bist immernoch da. Und du bleibst hier, bis wir uns wiedersehen.