… Liebe, Dankbarkeit und Hoffnung.
Ihr Lieben, ich möchte euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest wünschen. Ich hoffe, dass ihr es gesund und im Kreise eurer Lieben verbringen könnt. Dass ihr einfach eine schöne Zeit habt, die euch zur Ruhe kommen lässt und euch Frieden schenkt. Für uns wird es dieses Jahr ein „anderes“ Weihnachten. Es wird für uns das erste Weihnachten ohne unsere Papas und ohne meine Oma sein. Ich muss sagen, dass es ein komisches Gefühl ist. Es ist einfach seltsam, dass die Plätze leer bleiben, die sonst immer mit so viel Leben gefüllt waren. Ich glaube das kann jeder Mensch nachvollziehen, der einen geliebten Menschen verloren hat. Gerade deswegen, weil ihre Liebe noch so sehr zu spüren ist. Wir haben für alle drei eine Weihnachtskugel an unserem Baum aufgehangen, so sind sie doch auf ihre Weise mit dabei. Ich würde euch auch gerne einen durchweg positiven Jahresrückblick geben aber so einfach ist es diesmal leider nicht und ich möchte auch ehrlich sein und euch von Herzen schreiben.Weil es sicher dem ein oder anderen ähnlich geht.
Manchmal weiß man erst dann, wie gesegnet man ist wenn einem das fehlt, was früher selbstverständlich war. Dass wir hier sein können, dass wir gesund sind, dass wir unsere Familie und unsere Freunde um uns herum haben konnen: All das ist nicht selbstverständlich. Ich möchte auch keine negative Stimmung verbreiten, im Gegenteil. Ich möchte einfach sagen, dass wir für jeden Tag dankbar sein sollten. Dass wir es feiern müssen, Freunde zu haben. Dass wir unserer Familie lieber heute und nicht erst morgen sagen und zeigen, dass wir sie lieb haben. Dass wir verzeihen können und die Hoffnung nie verlieren dürfen. Ich schließe mich davon nicht aus, dass zu vieles selbstverständlich wird, wenn wir vergessen, einfach dankbar zu sein. Daran versuche ich mich immer zu erinnern.
Es gibt sie, diese Zeiten im Leben, in denen sich der Boden auf dem du stehst plötzlich in Treibsand verwandelt und dein Herz schwer wird wie Blei. Gestern war das Leben noch ohne Sorgen, heute kannst du dich an dieses Gefühl kaum noch erinnern. Das einzige, was dich in einer solchen Situation retten kann ist das Leben selbst. Die Liebe. Die Erinnerungen an Geschichten, die dich lächeln lassen. Zusammenhalt und echte Freunde. Menschen, die dich an die Hand nehmen und dir Hoffnung geben. Am Ende kannst du nicht immer gewinnen aber die Chance dazu macht das Kämpfen unverzichtbar und der Kampf für das Leben alleine zeigt, wie viel Liebe du zu geben hast. Dann hast du schon gewonnen. Leider haben Johann und ich unsere Papas dieses Jahr so plötzlich verloren, dass wir uns nicht verabschieden konnten.Wir konnten die wichtigen „letzten Worte“ nicht mehr sagen. Es hat uns mitten im Leben getroffen. In diesem Moment wirst du wieder zu einem unsicheren Kind, das die Welt nicht mehr versteht. Das alles unfair findet. Das wütend ist. Und das ist auch ok. Bis du an den Punkt kommst an dem die Dankbarkeit einsetzt. An dem du merkst, dass dir das Leben zwar auf den ersten Blick so viel genommen hat aber dass es dir genau so viel geschenkt hat. Und darum geht es für mich an Weihnachten. Ich bin dankbar dafür, dass ich 25 Jahre einen wunderbaren Papa auf dieser Erde hatte. Das ist eine lange Zeit und ich umschließe jede Erinnerung wie einen kostbaren Schatz. Ein Geschenk. Diese Erinnerungen sind abrufbare Liebe. Sie wärmen mich und geben mir die Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern nur ein Zwischenfall. Der uns mit Gottes Hilfe große Flügel wachsen lässt, wo vorher nur kleine waren. Und mit jedem Flügelschlag wird eine Erinnerung in den Himmel getragen, die dort für immer einen Platz findet. Ich glaube ganz fest daran, dass wir uns eines Tages alle wiedersehen. Dass die Menschen, die uns vorausgegangen sind, um uns herum sind und uns auf all unseren Wegen begleiten. Sie sind unsere Schutzengel.
Ich erinnere mich an meinen Papa, der sich der Sorgen anderer immer ruhig und besonnen annahm. An den lustigen Menschen, den Lyriker, Denker und Gitarrespieler mit der Sanftmütigkeit eines in sich ruhenden Bären. Er war gerne der Mensch, der andere zum Lachen brachte und dabei nie die Pointe versaute. Er war die Sorte Mensch, die dich schweigend in den Arm nimmt und dir Ruhe und Zuversicht schenkt. Er ist mein Fels und wird es immer bleiben. Er ist ein Vorbild für mich und es ist unendlich wertvoll, dass er da war. Papa, ich liebe dich. Ich erinnere mich an Waldemar, meinen Schwiegerpapa. Manchmal ist es, als würde er jede Sekunde wieder auf unseren Hof laufen und seinen Schaschlikgrill für uns anschmeißen. In unseren Herzen tut er das. Dort lächelt er uns breit ins Gesicht und sagt uns wie immer: „Kinder, es ist alles wunderbar. Macht euch doch keine Sorgen!“. Er lachte aus ganzer Seele, weil er es liebte, unser Clown zu sein. Das war sein Element. Ein Clown lächelt auch dann, wenn sein Herz schwer ist. Danke Waldemar, für all die lustigen Stunden mit dir. Und ich erinnere mich an meine Oma, wie sie jedes Jahr aufs neue für jedes Enkelkind eine eigene Sorte Plätzchen gebacken hat. Wie sie vor der Bescherung Gedichte aufsagte, die so lang waren, dass sich alles ein bisschen nach hinten verschob. Ich erinnere mich an ihre roten Bäckchen und ihre eisblauen Augen, die voller Dankbarkeit und Bescheidenheit über jedes Geschenk strahlten. Oma, ich hab dich lieb und ich danke dir für die Stärke, die du dein ganzes Leben lang hattest! Sie sind da. Wenn wir die Augen schließen und in Stille an sie denken. Wenn wir über sie sprechen und über ihre Witze lachen. Papa, Oma und Waldemar: Ihr seid niemals vergessen und in unseren Herzen lebt ihr ewig weiter.
Ich bin dankbar, dass diese drei Menschen mich prägen konnten. Dass ich von ihnen lernen durfte und dass sie mir ihre Liebe geschenkt haben. Ich weiß, dass sie im Himmel ihren Frieden gefunden haben und dass sie uns jeden Tag den Weg erleuchten. Sie sind immer da und umgeben uns ständig. Sie fehlen uns trotzdem sehr. Und doch haben sie uns dazu gebracht, das Leben noch mehr schätzen zu lernen. Dass vieles, was früher groß erschien plötzlich klein ist und wir wissen, dass es immer irgendwie weiter geht. Dass du Dinge überstehen kannst, die du nicht einmal für möglich gehalten hast. Ich bin dankbar für meine Mama, meinen Bruder, für Johann. Für meine ganze Familie und für meine Freunde. Für meinen Beruf, den ich sehr liebe. Für die Gesundheit, die ich habe. Ich denke, dass wir alle das nie vergessen dürfen. Dass es wichtig ist, dass jeder Moment einzigartig ist. Dass das Leben mit Liebe gefüllt werden möchte indem du dir selbst und anderen mit Liebe begegnest. Denn der Glauben daran, dass die Liebe niemals aufhört und die Grundlage von allem Guten ist, lässt dich Erinnerungen für dich und andere Menschen schaffen, die dein Leben nachhaltig bereichern. An die du immer denken kannst und die dich wieder aufstehen lassen, wenn du hingefallen bist. Wenn du heute einen wunderbaren Moment erlebst, dann denke daran und öffne dein Herz. Weil es sich gut anfühlt und Segen bringt.
Dass das Leben vergänglich ist, ist nicht das eigentliche Problem. Denn die Liebe legst du nicht mit ins Grab. Die Liebe überdauert all das. Es sagt dir nur, dass du HEUTE Liebe geben sollst – in der Hoffnung, dass du morgen damit weitermachen kannst. Und darum geht es für mich an Weihnachten. Dass wir einander haben ist das größte Geschenk und wir sollten immer auch an die denken, die es nicht so gut haben. Wir sollten immer versuchen, etwas Gutes zu tun und denen, die Sorgen haben, geduldig unsere Zeit schenken. Wir sollten sensibel sein für die Not auf dieser Welt und alles tun, damit es mehr Frieden auf dieser Erde gibt. Wir sollten jeden Tag voller Dankbarkeit feiern! Das gibt mir Kraft und lässt mich die Hoffnung nicht verlieren. Auch in schweren Zeiten. Oder gerade dann! Liebe und Dankbarkeit tragen uns durch die tiefsten Täler und schenken uns die größten Momente. Sie sind die Basis. Heute und für immer.
Dieser Text ist sehr lang und sehr persönlich geworden. Kürzer ging es leider nicht und ich freue mich über jeden, der ihn bis zum Ende liest.
Mit viel Liebe! Genießt die Zeit bei euren Liebsten von ganzem Herzen! Das werde ich jetzt auch tun 🙂
Eure Hannah